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Biotechnologie und Kosmetik

Viele verschiedene Unternehmen verwenden Biotechnologie, um neue Hautpflegeprodukte zu entwickeln.

Was ist eigentlich Biotechnologie? Es ist eine Kombination aus Biologie und Technologie, die darauf abzielt, durch Genmanipulation, lebende Organismen zu errichten (entwickeln), um gewünschte Produkte zu schaffen (oder auch Organismen mit bessere Eigenschaften zu erzeugen). Dieses breite Gebiet der multidisziplinären Wissenschaft kombiniert Genetik, Immunologie, Mikrobiologie, Molekularbiologie, Systembiologie und Gentechnik.

Biotechnologie in der Welt der Schönheit wird häufig verwendet, um mit Hilfe von gentechnisch veränderten Organismen wie Bakterien, Hefen und Algen unter streng regulierten Laborbedingungen verschiedene Inhaltsstoffe zu erzeugen. Dank der Biotechnologie sind wir in der Lage zum Beispiel pflanzliche Versionen tierischer Inhaltsstoffe zu entwickeln. Unter diesen Inhaltsstoffen finden wir Hyaluronsäure, Kollagen, Squalan, verschiedene Peptide mit Anti-Aging-Eigenschaften und viele andere nützliche Moleküle. Als Beispiel kann ich in Bakterien produzierten Verbascosid nennen. Dieser Inhaltsstoff hat antioxidative Eigenschaften und ist eine sehr starke entzündungshemmende Verbindung. Es schützt Lipide vor Peroxidation und hat auch eine starke antimikrobielle Aktivität.

Das bin ich in Mikrobiologielabor ;))))

Ein sehr modernes Konzept in Bezug auf Biotechnologie und Biochemie der Kosmetik ist das Gewebe Engineering. Was verstehen wir unter Gewebe Engineering? Um es einfach zu machen- Gewebe Engineering ist eine moderne Disziplin, die Engineering, Biochemie und biologische Mechanismen kombiniert, um biologisches Gewebe wiederherzustellen, zu verbessern und sogar zu ersetzen. In Bezug auf die Haut beinhaltet Gewebe Engineering die Stimulation verschiedener biochemischer und biologischer Mechanismen, um die Funktion der Haut zu verbessern. Ihre Regeneration und Auffrischung soll zB. Anti-Aging-Wirkung haben und die Haut gesund und jünger aussehen lassen.

Verschiedene Firmen versprechen uns, dass ihre Produkte Regenerationsmechanismen aktivieren und die Produktion der Kollagen- und Elastinbiosynthese in der Dermis stimulieren. Doch welche Versprechen sind real? Was sollen wir eigentlich glauben?

Eine erstaunliche Entdeckung der modernen Wissenschaft sind Liposomen. Dies sind kleine, kugelförmige Vesikel mit einer oder mehreren Lipiddoppelschichten. Sie werden verwendet, um kleine chemische Verbindungen einzukapseln und in die tiefe Hautschichten zu transportieren. Es ist bekannt, dass viele Wirkstoffe nicht sehr stabil sind, sie zerfallen oder oxidieren in der Luft oder unter dem Einfluss hoher Temperaturen. Die Anwendung in Cremes oder Serums bringt meist nicht den gewünschten Effekt, da bereits eine oder zwei Wochen nach dem Öffnen der Dose Wirkstoff nicht mehr funktionsfähig ist. L-Ascorbinsäure (Vitamin C) ist eine dieser Verbindungen. Die Einkapselung solcher Moleküle in das Liposom schützt sie vor negativen Umwelteinflüssen. Liposomen helfen auch, hydrophile Stoffe in die Haut zu transportieren. Die Epidermis besteht aus Korneozyten- Keratinozyten ohne Zellorganellen und mit weniger als 5% Wasser Inhalt. Dazwischen befindet sich die extrazelluläre Matrix, die aus Ceramiden und verschiedenen Fettsäuren (Cholesterin) besteht. Aufgrund dieser Zusammensetzung der oberen Hautschichten können nur lipophile (fettliebende) Substanzen leicht passieren. Liposomen sind ein perfektes Werkzeug, um wasserlösliche Substanzen in die Haut zu transportieren.

Auf dem Markt finden wir immer mehr Unternehmen, die in ihren Produkten viele verschiedene Verbindungen verwenden, die Regenerations- und Wachstumsprozesse in der Haut aktivieren sollen. Unter anderem finden wir Wachstumsfaktoren. Dies sind kleine, spezialisierte Proteine ​​oder Hormone, die Signalmoleküle sind und den Zellen Informationen zur Vermehrung / Teilung geben. In unserer Haut finden wir EGF (Epidermal Growth Factor), der die Zellteilung anregt und Stammzellen der Haut zur Differenzierung aktiviert. Die meisten in der Kosmetik verwendeten Wachstumsfaktoren sind Moleküle pflanzlichen Ursprungs. Es gibt jedoch auch einige Produkte, die Wachstumsfaktoren tierischen Ursprungs enthalten. Ein sehr typisches Beispiel für die Funktion von Wachstumsfaktoren ist die Angiogenese, ein Prozess, bei dem neue Blutkapillaren gebildet werden. Einer der wichtigsten Faktoren, die diesen Prozess stimulieren, ist VEGF (Endothelial Growth Factor oder Vascular Permeability Factor). Dieses Signalprotein wird in Fibroblasten der Haut produziert und regt die Bildung dermaler Blutgefäße an. Ein weiterer wichtiger Wachstumsfaktor, der in der Kosmetik und Dermatologie verwendet wird, ist PDGF (Platelet-derived Growth Factor). Es reguliert die Zellteilung und das Zellwachstum. Ähnlich wie VEGF stimuliert es die Bildung von Blutgefäßen und die Proliferation (Teilung) von Fibroblasten (Hautzellen die Kollagen produzieren). Diese beiden Wachstumsfaktoren tierischen Ursprungs finden wir in Kosmetikprodukten verschiedener Firmen. Sie sollen die Hautzellen zur Proliferation und die Haut zur Bildung neuer Kapillaren anregen. Benutzte in viele Kosmetikprodukten Rinderkolostrum (Vormilch) ist eine Substanz, die reich an beiden ist.

Struktur der Liposomen.

Viele von Ihnen haben von Cremes mit pflanzlichen Stammzellen (Apfelstammzellen) gehört. Sie assoziieren Stammzellen mit Sicherheit mit Biotechnologie! Ihre Herstellung erfordert sehr strenge, sterile Laborbedingungen. Sie sollen in tiefen Hautschichten wirken und die Haut gesünder aussehen lassen. Hier möchte ich die meisten von euch enttäuschen. Stammzellen sind zu groß, um unsere Haut zu passieren. Sie haben überhaupt keine Anti-Aging-Wirkung! Sie enthalten viele Antioxidantien und können unsere Haut vor Einfluss der freien Radikalen schützen. Sie können auch die Feuchtigkeit der Haut beeinflussen und sind perfekt für feuchtigkeitsarme, empfindliche Hauttypen geeignet, helfen jedoch nicht, Falten zu reduzieren und die Haut elastisch zu machen.

Abgesehen von beliebten Wachstumsfaktoren wie FGF, VEGF, EGF, können einige gute Biotech-Produkte andere Substanzen enthalten:

Transferrine – Glykoproteine, die am Eisentransport beteiligt sind
Lactoferrine – ein globuläres Glykoprotein, das an der Immunantwort beteiligt ist. Sie haben antimikrobielle Aktivität. Es wurde gezeigt, dass sie die Keratinozytenfunktion der Haut und die Reepithelisierung (Reparatur) von Wunden stimulieren. Es wurde auch nachgewiesen, dass sie entzündungshemmende Eigenschaften haben.
IGF (insulinähnlicher Wachstumsfaktor), von dem gezeigt wurde, dass er Anti-Aging-Effekte hat, indem er die Fibroblastenfunktion durch Hemmung von Kollagenasen (Enzyme die in Kollagen Zerstörung beteiligt sind) und Induktion der Kollagenexpression (Produktion) beeinflusst.
Peptide (Argireline, Matrixyl)– kleine Teile der Proteinen, die unterschiedliche Hautprozesse regulieren können (sind in Hemmung der Melaninproduktion und in Kollagensynthese beteiligt).

Die Biotechnologie ist ein sehr mächtiges Werkzeug, das in der Kosmetik verwendet werden kann. Dank gentechnisch veränderter Organismen können wir verschiedene Inhaltsstoffe herstellen, die den Zustand der Haut positiv beeinflussen können. Heutzutage nutzen immer mehr Unternehmen Wissenschaft und Biotechnologie, um bessere Kosmetika zu entwickeln. Wir verstehen jeden Tag mehr über die Physiologie der Haut und des menschlichen Organismus und können dieses Wissen nutzen, um bessere Kosmetikprodukte herzustellen.